Die Blauzungenkrankheit ist eine virale Erkrankung, die Nutztiere betrifft und insbesondere Schafe und Rinder gefährden kann. Der Erreger, das Blauzungenvirus (BTV), wird durch Mücken, sogenannte Gnitzen übertragen und verursacht eine Vielzahl von Symptomen, die bis hin zum Tod führen können.
Im September 2023 trat das Blauzungenvirus vom Serotyp 3 (BTV-3) erstmals in Mitteleuropa auf. Seitdem hat sich der Virus rasant verbreitet. Im vergangenen Jahr dehnte sich die Tierseuche von der niederländischen Grenze ausgehend über Deutschland aus. Ab Juni 2024 kam es zu einer explosionsartigen Zunahme von Ausbrüchen. Besonders in infektionsempfänglichen Schafherden führte der Virus zu verheerenden Verlusten. Aber auch bei Rindern kam es zu erheblichen Schäden, wie langanhaltender Milchleistungsdepression, Klauenprobleme mit Lahmheiten, Übersterblichkeit, Fruchtbarkeitsstörungen wie Fruchtresorption und Aborten sowie ab dem Spätherbst der Geburt von lebensschwachen Kälbern.
Die Erfahrungen mit dem Serotyp 8 (BTV-8) in den Jahren 2007 und 2008 lassen vermuten, dass sich BTV-3 auch 2025 mit hoher Wahrscheinlichkeit weiter ausbreiten wird. Besonders gefährdet sind Regionen, die im letzten Jahr weniger betroffen waren und in denen die Impfabdeckung gering ist. Dies unterstreicht die Dringlichkeit einer gezielten Impfung. Die Impfung mit einem serotypspezifischen Impfstoff bleibt die einzige Möglichkeit, um Schäden durch Tierverluste, Aborte und Leistungsrückgang nachhaltig vorzubeugen. Die Impfung bietet den einzigen Schutz vor einem schweren Verlauf der Blauzungenkrankheit. Sie schützt empfängliche Wiederkäuer vor Todesfällen und einem schweren Krankheitsverlauf. Es gibt keine ausreichende Therapie. Nur ein ausreichender Impfschutz hilft Schlimmeres vorzubeugen.
Die Ständige Impfkommission Veterinärmedizin (StIKo Vet) am Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) empfiehlt daher ausdrücklich, empfängliche Wiederkäuer gegen den Serotyp 3 zu impfen! Gegenwärtig ist die Anwendung von drei BTV-3 Impfstoffen in Deutschland per Eilverordnung gestattet. Es handelt sich um inaktivierte Impfstoffe mit insgesamt sehr guter Verträglichkeit. Es wird für die Grundimmunisierung eine zweifache Impfung im Abstand von drei (bis vier) Wochen empfohlen, sowohl für Schafe als auch für Rinder. Eine Wiederholungsimpfung 2025 ist stark anzuraten. Sprechen Sie uns für eine individuelle Beratung an.
Neben der Impfung gibt es eine Reihe von weiteren Schutzmaßnahmen, die zur Erhaltung der Nutztiergesundheit beitragen können. Ein zentraler Punkt ist die Gnitzenbekämpfung, da Mücken die Hauptüberträger des Blauzungenvirus sind. Es ist entscheidend, die Mückenpopulation zu kontrollieren, um das Risiko einer Virusübertragung zu minimieren. Hierzu können spezielle Insektizide eingesetzt werden, die helfen, die Mückenplage in den betroffenen Gebieten zu reduzieren.
In besonders gefährdeten Regionen sollten Landwirte zudem die Weidehaltung ihrer Tiere anpassen. Da Mücken vor allem in den Abend- und Nachtstunden besonders aktiv sind, empfiehlt es sich, die Tiere in dieser Zeit in geschützte Bereiche zu bringen, um das Risiko einer Infektion zu senken.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Überwachung und Früherkennung der Blauzungenkrankheit. Die regelmäßige Kontrolle der Tiere durch Ihre Tierärzte ist entscheidend, um frühzeitig Anzeichen einer Infektion zu erkennen. Je schneller eine Infektion diagnostiziert wird, desto schneller können geeignete Maßnahmen zur Eindämmung der Krankheit ergriffen werden, was wiederum hilft, die Verbreitung zu begrenzen und größere Schäden zu verhindern.
Sollte bei Ihren Wiederkäuern der Verdacht auf Blauzungenkrankheit bestehen, ist es wichtig, diese unter Quarantäne zu stellen und Ihr Kompetenzzentrum für Nutztiergesundheit zu informieren. Insgesamt trägt eine enge Zusammenarbeit zwischen Landwirtinnen und Landwirte und Ihrer Tierärztlichen Praxis dazu bei, die Blauzungenkrankheit frühzeitig zu erkennen und durch präventive Maßnahmen die Nutztiergesundheit langfristig zu sichern. Ein proaktiver Umgang mit der Blauzungenkrankheit ist entscheidend, um sowohl wirtschaftliche Verluste zu minimieren als auch das Wohlbefinden der Tiere zu gewährleisten.
In unserem Kompetenzzentrum für Nutztiergesundheit sind wir auf die Unterstützung von Landwirtinnen und Landwirte im Bereich der Nutztiergesundheit spezialisiert. Wir bieten gezielte Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten an und entwickeln umfassende Gesundheitsstrategien für einzelne Tiere sowie für die integrierte tierärztliche Bestandsbetreuung über alle Produktionsstufen hinweg. Die Gesundheit Ihrer Nutztiere liegt uns besonders am Herzen, und Prävention ist der beste Weg, um ernsthaften Erkrankungen zu begegnen.
Die Blauzungenkrankheit stellt eine erhebliche Bedrohung für die Nutztiergesundheit dar. Die Impfung gegen BTV3 ist der wichtigste Schritt, um die Tiere zu schützen und die Ausbreitung des Virus zu verhindern. Nur durch gezielte Impfstrategien, zusätzliche Schutzmaßnahmen und eine sorgfältige Überwachung kann die Blauzungenkrankheit erfolgreich bekämpft werden. Ein kompetenter Umgang mit der Krankheit hilft nicht nur, die Gesundheit der Nutztiere zu bewahren, sondern auch, Ihren landwirtschaftlichen Betrieb vor den wirtschaftlichen Auswirkungen zu schützen.
Sprechen Sie uns gerne für eine individuelle Beratung an.